Weingut Dolle

Das Weingut Dolle, Mitglied der österreichischen Traditionsweingüter, befindet sich in der niederösterreichischen Gemeinde Strass im Strassertal, 60km westlich von Wien gelegen. Auf 35 ha werden von Peter Dolle die Sorten Riesling, Grüner Veltliner, Grauburgunder, Weißburgunder, und Chardonnay angepflanzt. Außer diesen Sorten produziert das Weingut auch Rotweine aus Zweigelt und St. Laurent (klassisch ausgebaut) und ein Cuvée von Cabernet Sauvignon, Merlot und Blauburgunder im teils neuen Barrique ausgebaut. Mit Weingärten am berühmten Heiligenstein und am angrenzenden Gaisberg besitzt das Weingut Dolle hervorragende erste Lagen, wo vor allem Grüne Veltliner und Rieslinge von größter Qualität und Finesse heranreifen.

Probieren kann man die Weine unter anderem im Weingut befindlichen Restaurant, wo traditionelle warme und kalte Speisen serviert werden. Dieser Ort bietet dem Gast mit einem wunderschön bewachsenen Innenhof und einer sehenswürdigen Stube alles was das Gourmetherz begehrt. Traumhafte Backhenderl, zünftige Brettljausen, in Butterschmalz herausgebackene Schnitzel oder im November knusprige Gansln. Auf jedenfall eine Reise wert.

Wie wird der Jahrgang 2013?

Vegetationsmäßig sind wir in einem normalen Jahr. Es stand schon in den Zeitungen, dass es dieses Jahr ein super Jahrgang wird, aber für die Qualität des Jahrgangs ist es entscheidend, wie sich die Pflanze von Mitte bis Ende August entwickelt. Wichtig hierbei ist eben ob wir genug Feuchtigkeit und Sonne haben, also zusammengefasst kann man Anfang August nicht vorhersagen wie der Jahrgang wird.

Wie sind Sie in die Branche eingestiegen?

Ich war der älteste Sohn, in der Landwirtschaft ist es so, dass der älteste Sohn den Betrieb übernimmt. Ich besuchte eine Weinbauschule und anschließend habe ich eine private Handelsschule in Wien gemacht. Mein Vater war 20 Jahre lang Bürgermeister in Strass, wodurch er zeitlich sehr eingeschränkt war. Also habe ich schon mit jungen 18 Jahren letztendlich den Betrieb übernommen.

Was macht Sie als Unternehmen so besonders und was darf man sich bei einem Schluck „Dolle Wein“ erwarten?

Wir sind ein alt eingesessener Betrieb. Tradition und Erfahrung nehmen einen großen Stellenwert im Weingut Dolle ein. Das sind Dinge, die man sich nicht einfach erkaufen kann, das muss man sich erarbeiten und pflegen. Hier wird die Tradition und Erfahrung widergespiegelt und das schmeckt man als Kunde auch. Klare, ehrliche und langlebige Weine prägen das Geschmacksbild unserer Weine.

Was macht die Region Kamptal so besonders und warum haben Sie speziell das Kamptal bzw. Straß als Sitz und als Mittelpunkt Ihres Unternehmens gewählt?

Meine Vorfahren haben sich vor 300 Jahren hier angesiedelt. Dieser Platz war für Sie der ideale Lebensraum und bildet auch für meine Leidenschaft Wein den perfekten Mittelpunkt. Was das Kamptal so besonders macht, sind die idealen Bedingungen für die Vertreter Rießling und Grüner Veltliner. Sehr fruchtbare Löss- und Urgesteinsböden, viele Sonnenstunden, nachts kühle Winde und genügend Niederschlag bilden die perfekte Grundlage für wunderbare Weine.

Was macht für Sie einen perfekten Wein aus?

Es gibt keinen perfekten Wein für mich. Perfektion ist grundsätzlich immer anzustreben, sie jedoch erreicht zu haben bedeutet Stillstand, da man ja dann theoretisch nicht mehr besser werden kann. Prinzipiell hat jeder Mensch einen anderen Geschmack, der perfekte Wein für mich, muss nicht für den Konsumenten der perfekte Wein sein. Es sollt für den Konsumenten nicht am Geschmack anecken und der Konsument sollte den Wein bedenkenlos genießen können. Wie gesagt, jeder hat eine andere Geschmacksrichtung, was für den Karl der perfekte Wein ist muss für den Thomas nicht passen.

Was kritisieren Sie an Ihrer Branche?

In jeder Branche gibt es, Verzeihung des Ausdrucks wegen, Narren. Aber in unserer Branche gibt es noch mehr Narren, die nicht kalkulieren können. Wenn man manche Weine mit günstigsten Preisen betrachtet, fragt man sich doch wie die Erzeugung noch leistbar ist. Wir sind in Österreich, ein kleines Weinbauland und sind mit 0,5% auf dem Weltmarkt sehr schwach. Deshalb sollte der ganzen Welt klar sein, dass wir qualitativ und kulturell unverwechselbare Weine herstellen, die man nicht um einen Euro herstellen oder verkaufen kann.

Was sind die Zukunftsaussichten Ihrer Branche und inwiefern wird sich die Branche verändern?

Ich hoffe doch, dass jeder Winzer rosige Aussichten und gute Zukunftsperspektiven hat. Die Klimaerwärmung entwickelt sich dahingehend, dass es in vielen Teilen schon zu warm für die Weinerzeugung wird und ist. Österreich als kleines Weinerzeugungsland hat die besten Zukunftschancen imExport. Ich habe in meinen mittlerweile über 45 Jahren Winzerjahren viel Gutes und Schlechtes gesehen und erlebt. Eines ist in dieser Zeit jedoch immer wieder herausgekommen. Für die kleinen, qualitativen Weinerzeuger, die rational kalkulieren, wird es keine schlechte Zukunft geben.

Was sagen Sie zum neuesten Trend Biowein?

Grundsätzlich ist mein Betrieb nicht Bio-zertifiziert, jedoch arbeiten wir nach biologischen Richtlinien. Ich versuche nicht die Leute durch „Bio“ zu ködern und zum Kauf meiner Weine zu bewegen. Zu viel wird heutzutage mit diesem Modewort Schindluder getrieben, der Konsument geblendet und verunsichert. Wir arbeiten im Betrieb nach den Richtlinien des Integrierten Weinbaues. Die wichtigsten Charakteristika sind das Verbot der Anwendung leicht löslicher Mineraldünger und Herbizide, die Förderung der Gesundheit und Fruchtbarkeit des Bodens durch schonende Bodenbearbeitung und die Bewirtschaftung des Weingartens unter Berücksichtigung von natürlichen Stoffkreislaufen. Des Weiteren stehen der Schutz der menschlichen Gesundheit, die Schonung der Produktionsgrundlagen und der Umwelt im Vordergrund. Ebenso wie bei „Bio“ gibt es Anbaurichtlinien, die allerdings durch Verbände festgelegt und kontrolliert werden. Wie Bio-Winzer betrachte auch ich als „integriert“ arbeitender Winzer die Bodenfruchtbarkeit als Grundlage. Ich bemühe mich, Fremdeinwirkungen in die Natur so gering wie möglich zu halten, und wende stets zuerst Methoden an, die den Maßnahmen des biologischen Anbaus gleichen oder ähneln.

Wie bewerten Sie den internationalen Stellenwert des Österreich Weins?

Unsere Weinpolitiker behaupten wir haben den besten Wein, außer Deutschland kennen wenige Länder den österreichischen Wein. Unser Wein ist auch international gesehen teurer, weil wir sehr hohe Produktionskosten haben. Von selbst verkauft sich der österreichische Wein nicht, es ist einfach zu wenig Geld für Marketing und Werbung da.

Eine Botschaft an alle Weintrinker Österreichs:

Immer auf Qualität achten. DAC Status oder die Klassifizierung „Erste Lage“ der österreichischen Traditionsweingüter 1ÖTW helfen da enorm weiter. Und nebenbei gesagt, einen Wein um 2,50 Euro lieber im Regal stehen lassen und 5 - 6 Euro mehr für einen qualitativen Wein ausgeben. Die Österreicher geben so viel Geld für Wohnen und Autos aus, beim Weinkonsum wird aber jeder Euro gespart.

Sind Sie Mitglied einer Vereinigung im Weinsegment?

Es gibt ja einige Vereinigungen; meiner Meinung nach kann man die Vereinigung „Österreichischen Traditionsweingüter“ als beste und anerkannteste Österreichs bewerten, wo ich auch Gründungsmitglied bin. Es ist ein Zusammenschluss der besten Winzer aus den Gebieten Kamptal, Wagram, Traisental und Kremstal mit mittlerweile 23 Mitgliedern. Das Ziel ist die Weinregionen zu fördern und die sogenannten „Weingüter Erster Lagen“ zu klassifizieren.

Ein Jahrgang der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Als Winzer versucht man jedes Jahr, das Beste aus dem Wein zu machen, deshalb stört es mich wenn in den Medien gesagt wird, dass wir wieder ein Jahrhundert Wein haben. Man muss ein Wein auf Jahre beobachten.

Inwiefern unterstützt Sie die Regierung/Wirtschaftskammer/Bauernkammer bzw. hindert Sie?

Die Regierung knechtet uns, muss ich ehrlich sagen. Unterstützen, sehr wenig, es wird in der Bauernschaft immer von Förderung gesprochen, das sind aber keine Förderungen, sondern Ausgleichzahlungen pro Hektar. Ansonsten bekommen wir wenig Unterstützung vom Staat und der Wirtschaftskammer.

Abschlussfrage: Rot- oder Weißwein?

Ich persönlich trinke überwiegend Rotwein und mein Magen verträgt es aufgrund moderater Säure besser.

Was ist der beste Wein den Sie jemals getrunken haben?

Der beste Wein? Das ist wie, wenn dich wer fragt, wo du die schönste Frau gesehen hast und ich habe sehr viele schöne Frauen gesehen, aber ich kann nicht sagen welche die schönste war, genauso ist es mit dem Wein.